Die meisten Männer sind stolz darauf, so robust zu sein und bekannt dafür, sich wenig mit ihrem Körper zu beschäftigen.
Das wird dann sehr plötzlich anders, wenn unser Körper mal nicht so funktioniert, wie wir es gewohnt sind oder gerne hätten. Nein, unser Körper wird uns schlagartig bewusst, wenn eine Verletzung uns einschränkt. Das wird dann so lange verdrängt, bis es nicht mehr anders geht. Den Arzt suchen wir erst auf, wenn es lebensbedrohlich wird, ansonsten beißen wir halt die Zähne zusammen und lächeln, wenn uns jemand fragt, wie es denn geht.
Wir sind eingeladen, unseren Leib bewusst wahrzunehmen.
Die Worte aus Psalm 139 stoßen viele Fragen an: Wann ist mir etwas an die Nieren gegangen? Wann wird mein Herz weit? Wann stand mir das Wasser bis zur Kehle? Welche Worte hatten für mich heilsame Kraft? Wie bin ich in meinem Leib zuhause? Wo spüre ich die Einheit von Seele und Leib – schmerzlich, oder auch: voller Genuss.
Wenn ich einen Psalm bewusst lese und seine Bilder in mich aufnehme, begegne ich zugleich einem dynamischen, kraftvollen und zugleich bedürftigen Leib, einem sehnsüchtigen Menschen, einem Ich mit Verletzungen und Narben. Ich begegne einem Menschen, der – auch wenn es manchmal tief verborgen ist – wunderbar gemacht ist – begegne mir!
Auch ich habe diesen Bereich meines Lebens, meinen Körper, fast vergessen und sehe ein, dass es wichtig ist, pfleglich und aufmerksam mit ihm umzugehen, wie mit einem guten Freund, den ich nicht verlieren möchte. Aber mein Körper ist es wert, dass ich auf ihn achte und ihn weder unter- noch überfordere. Denn meine Freunde sind mir wichtig und Freundschaften pflege ich, weil ich weiß, dass sie das Leben lebenswert machen. Mein Körper als mein Freund, der Zeit benötigt und beachtet werden will. Wir wohnen in ihm und haben nur diesen einen. So wertvoll ist er.
Euer
Wd (Wolfdieter Protzer)